Was ist eigentlich Stress

In meiner täglichen Arbeit geht es um das Thema Stress und Stressbewältigung. Dazu habe ich noch wenig bis gar nichts in meinem Blog veröffentlicht

In den nächsten Wochen werde ich deshalb das Thema Stress etwas ausführlicher behandeln. Ich fange heute mit dem elementarsten Thema an. Was ist denn eigentlich dieser Stress von dem wir alle reden und der uns allen so schwer zu schaffen macht? Der am besten weggehen soll und gar nicht da sein soll. Und wie entsteht er?

Jeder von hat schon mal gestöhnt „Mann was für ein Stress“ oder „Ich habe mächtig viel Stress“ ohne genau zu wissen, was Stress eigentlich ist.

Fangen wir einmal mit dem Begriff Stress im Allgemeinen an.

Stress ist ursprünglich gar kein Begriff für das körperliche Empfinden des Menschen. Der Begriff Stress kommt ursprünglich aus der Materialprüfung und war folgendermaßen definiert: Stress ist eine auf einen physikalischen Körper oder ein System einwirkende äußere Kraft.

Später wurde der Begriff dann auf den Menschen übertragen und beschreibt eine unspezifische Reaktion des Körpers auf jegliche Anforderung.

Oder auch: Ein als unangenehm empfundener Zustand, der von der Person als bedrohlich, kritisch, wichtig und unausweichlich erlebt wird. Er entsteht besonders dann, wenn die Person einschätzt, dass sie ihre Aufgabe nicht bewältigen kann.

Soweit die Definition nach Lehrbuch. Wer weiß jetzt, was der Begriff Stress bedeutet? Ich denke viele von Euch wissen es immer noch nicht ganz genau.

Dann erkläre ich den Begriff Stress einmal mit meinen eigenen Worten

Stress ist ein im Laufe der Evolution entstandener Schutzmechanismus unseres Körpers. Er soll uns vor Gefahren schützen und uns helfen uns an veränderte Gegebenheiten anzupassen. Stressreaktionen sind entstanden um unser Überleben zu sichern. Als Beispiel wir hier ja immer der berühmte Höhlenmensch genannt, der vor dem Säbelzahntiger wegrennt.

Auf den Punkt gebracht, Stress ist eine der wichtigsten Grundlagen für Anpassung und Veränderung in unserem Leben. Ohne Stressreaktionen würden wir keine Notwendigkeit dafür sehen, uns das Leben leichter zu machen. Kurz gesagt, wäre nicht der Säbelzahntiger gewesen, der für uns eine Gefahr darstellt, hätten wir nicht vor ihm weglaufen müssen und uns nicht überlegt, wie können wir uns vor ihm schützen.

Stress ist in unserer Entwicklung ein Meilenstein. Durch die Entwicklung der Stressreaktion und der damit verbundenen Ausschüttung von „Stresshormonen“ wie dem Cortisol, haben wir etwas Einmaliges geschafft. Wir haben es geschafft unser Überleben nicht dadurch zu schützen, dass wir vor dem Säbelzahntiger weglaufen oder ihn angreifen, sondern wir haben uns auch den Gegebenheiten angepasst indem wir bessere Schutzunterkünfte gebaut haben oder einen stärkeren Speer, damit wir ihn besser zur Strecke bringen konnten.

Wie haben wir das geschafft?

Stresshormone beeinflussen unser Erleben und unsere Gefühle. Stress ist, wie vorher schon erwähnt für unseren Körper etwas Unangenehmes. Er signalisiert, es stimmt etwas nicht, das will ich so nicht haben. Was kann ich tun, damit das weggeht. Es findet also ein Anpassungsmechanismus statt. Im Idealfall bewältigen wir die Herausforderung, lernen daraus und passen uns an. Entweder weil wir die Situation schon kennen oder wir verändern etwas, damit wir dieses unangenehme Gefühl beim nächsten Mal nicht mehr haben.

Stress ist also erst einmal nichts Negatives. Im Gegenteil, durch das unangenehme Gefühl, das eine Stressreaktion in unserem Körper auslöst, bekommen wir die Chance zu lernen und uns anzupassen.

Wir müssen hier auch zwischen kurzfristiger Stressreaktion und langfristiger (chronischer) Stressreaktion unterscheiden. Eine Kurzfristige Stressreaktion ist ein Mechanismus, der für wenige Momente in unserem Körper abläuft. Z.B. bei Flucht oder Kampf, vor einer Prüfung oder einem Wettkampf. Bei einer langfristigen Stressreaktion wird unser Körper und unsere Psyche längerfristig belastet. Z.B. Wir haben ein dringendes Projekt, dass termingerecht fertig werden muss, oder Belastungen in unserem beruflichen oder privaten Umfeld.  Hier können wir uns entweder unserem Schicksal ergeben und immer so weitermachen. Oder wir verändern etwas an den Gegebenheiten oder unserem Verhalten und passen uns an. Wenn wir weitermachen wir bisher, gelingt die Anpassung an die Situation nicht. Das kann ernsthafte Folgen für Körper und Psyche haben.

Ist chronischer Stress denn nur schlecht?

Ich würde sagen auch chronischer Stress ist nicht nur schlecht. Ihm kann man durchaus auch eine positive Seite abgewinnen. Wir alle haben uns über die Jahre Bewältigungsstrategien angeeignet, die bestens funktioniert haben. Stehen wir nun vor einer neuen Herausforderung funktionieren diese meistens nicht mehr. Das Gute daran ist, wir können uns neue Strategien aneignen, die wieder funktionieren und uns wiederum die Gelegenheit geben uns anzupassen. Dafür ist natürlich ein Umdenken unsererseits erforderlich. Oftmals auch mit professioneller Hilfe eines Therapeuten oder Coaches, der uns hilft unsere bisherigen Bewältigungsstrategien aufzuzeigen. Er erarbeitet mit uns, warum die nicht mehr funktionieren, wir lernen die Situation neu zu bewerten und neue Bewältigungsstrategien.

Ich möchte hier jetzt nichts schönreden. Eine chronische Stressbelastung ist für Körper und Psyche sehr belastend und kann auch dauerhafte Schädigungen am Organismus zurücklassen. Deshalb mein Rat, lieber früher als später die alten Wege verlassen und einen Neubeginn starten.

Also, Stress ist an sich nichts schlechtes, sondern eine gesunde Reaktion unseres Körpers auf ungewohnte oder belastende Situationen. Chronische Stressbelastungen sind auch immer eine Chance mal genauer hinzuschauen, was stimmt nicht und geben uns die Gelegenheit vielleicht etwas Neues zu beginnen. Ob wir die Chance wahrnehmen oder weitermachen, wie bisher liegt bei jedem Einzelnen von uns.

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