Zu diesem Artikel, der ein wenig persönlicher wird, hat mich eine liebe Kollegin inspiriert.
Wir haben seit 16. März Kontaktverbot, Kitas und Schulen sind geschlossen, das öffentliche Leben liegt nahezu lahm, da Restaurants, Cafés und alles was nicht als „Systemrelevant“ gilt geschlossen ist. Die Menschen arbeiten im Homeoffice. Teilweise unter Doppelbelastung, da die Kinder auch zuhause sind und beschäftigt werden wollen.
Uns kleinen Selbständigen brechen Aufträge weg oder bleiben komplett aus. Viele von wissen nicht, ob sie „danach“ überhaupt noch existieren werden. Die komplette Situation stellt hohe Anforderungen an unsere Psyche und auch an unseren Körper. Auch an mir geht die aktuelle Situation nicht spurlos vorbei.
Keiner weiß wie lange die Situation noch so bleibt und wie es danach weitergeht.
Ich bin ein Mensch, der gerne alles unter Kontrolle hat, der lieber handelt als reagiert. Wahrscheinlich steige ich deshalb auch so ungern in ein Flugzeug 😊 Die letzten zwei Wochen habe ich ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Von, „ich packe es jetzt an. Jetzt ist die Zeit um all das nachzuholen wofür Du bisher keine Zeit hattest“. Hin zu „wie soll es jetzt weitergehen“ und ganz viel Angst. Hauptsächlich Existenzangst. An manchen Tagen wechselte meine Stimmung fast stündlich. Auch bin ich teilweise von blindem Aktionismus in tiefe Lethargie verfallen. Die Ideen haben sich in meinem Kopf überschlagen, ich habe hier einen Stapel Zettel mit Themen und Ideen, die ich gerne umsetzen möchte. Gleichzeitig war ich Ideenlos und habe doch nichts auf die Reihe gebracht.
Sontag vor einer Woche hatte ich einen besonders schlechten Tag. Ich lag auf dem Sofa, konnte mich zu nichts aufraffen. Auch raus in den Wald war nicht, weil das Wetter schlecht war und es aus Eimern geschüttet hat. Ich war mehrmals kurz vorm Heulen. Da rief dann die Kollegin an. Sie wollte eigentlich nur kurz etwas wissen. Wir haben dann doch eine Stunde telefoniert. Sie sagte dann einen Satz, der mich wieder wachgerüttelt hat. Schau einfach mal nach Dir und Deinen Gefühlen und schau was die mit Dir machen. Auch anderen in meinem Umfeld geht es ähnlich wie mir. Die Stimmung wechselt täglich, teilweise stündlich.
Nach dem Gespräch bin ich In mich gegangen überlegt, was macht die Situation denn eigentlich mit mir? Ich bin ja schließlich Gesundheits- und Stresscoach, also sollte ich eigentlich die Werkzeuge haben, um mit der Situation klarzukommen. Aber ich bin natürlich auch ein Mensch und ich habe auch eine Geschichte, wie jeder von uns. Ich habe mich also einmal mit meinen inneren Antreibern beschäftigt. Das habe ich schon öfters getan und dachte eigentlich, ich habe sie im Griff. Scheinbar doch nicht, wie das Ergebnis gezeigt hat. Ich habe mir auch die Worte meiner Kollegin immer wieder durch den Kopf gehen lassen und immer wieder geschaut, was macht die Situation mit mir.
Jetzt nach einer Woche mit sehr viel Tiefs und lethargisch auf dem Sofa liegen. – Ich habe gerade mal das Nötigste auf die Reihe gebracht – Und natürlich mit sehr viel schlechtem Gewissen, weil ich nichts auf die Reihe gebracht habe. (Die inneren Antreiber haben sich zu Wort gemeldet 😊
Das Ergebnis:
Ich fühlte mich einfach der Situation hilflos ausgeliefert. Man hat mir von heute auf Morgen meine Existenzgrundlage entzogen. Das macht mich verdammt sauer und wütend, auf wen auch immer.
Ich bin auf Hilfe angewiesen. Das mag ich überhaupt nicht. Ich war immer so stolz darauf, dass ich für mich selbst sorgen konnte und alles alleine geregelt bekommen habe.
Es ist eine Situation, die ich nicht kontrollieren kann. Wie bereits erwähnt, habe ich gerne über alles die Kontrolle. Ich werde unruhig, wenn ich nicht alle Fäden in der Hand halten kann und handeln kann. Im Moment kann ich nicht so handeln, wie ich möchte und muss abwarten. Das macht mir große Angst.
Nach und nach wurde mir das alles klar und ich konnte wieder anfangen klar zu denken. So langsam kommt auch der Elan wieder zurück. Ich bin gerade nach und nach dabei die ganzen Ängste und Glaubenssätze, die in den letzten Wochen hochgekommen sind aufzuarbeiten und aufzulösen. Das wird noch eine Zeit in Anspruch nehmen. Aber mir hat man einmal gesagt, wenn man es erkennt, dann ist der erste Schritt getan.
Ich bin mir sicher, es geht vielen Menschen im Augenblick wie mir. Die aktuelle Situation verlangt uns einiges ab. Vor Allem zwingt sie uns dazu uns mit uns und unseren Ängsten auseinanderzusetzen, da es zurzeit wenig Ablenkung und „Fluchtmöglichkeiten“ gibt.
Ich habe für mich selbst beschlossen, die jetzige Situation in der es sehr ruhig ist, auch dazu zu nutzen, mich von ein paar alten Glaubenssätzen und Ängsten zu trennen. Die kommen nämlich von früher und haben in meinem jetzigen Leben nichts zu suchen.
So, jetzt wisst Ihr wie es mir die letzten Wochen ergangen ist. Mich würde es jetzt brennend interessieren, welche Erfahrungen Ihr gemacht habt und wie es Euch denn im Moment so geht.
Schreibt doch einfach in die Kommentare, wie Ihr die Zeit gerade erlebt. Wer seine Geschichte nicht öffentlich machen möchte, darf mir auch gerne eine E-Mail schreiben.
Ich freue mich schon darauf von Euch zu lesen.
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